Vor zwei Jahren habe ich bei den Kleinanzeigen einen alten Mid Century Nähspulenschrank gefunden und musste ihn sofort haben. Als ich vor Ort ankam, war ich allerdings schockiert: Der Schrank war mehr kaputt als heil. Aber ich habe ihn natürlich trotzdem gekauft. 😀 Die kleinen Schubladen sind ein Traum für jeden Bastler! Kleiner Hinweis: Es handelt sich hierbei nicht um eine professionelle Restauration. Bis zu einem gewissen Maß kannst du aber auch als Laie einen alten Schrank aufarbeiten. 🙂
Erstmal zeige ich dir ein paar Fotos vom Vorher-Zustand, damit du einen Eindruck vom Ausmaß bekommst.
So sah der Schrank aus als ich ihn damals abgeholt hatte:
Ich hatte ihn dann gründlich geschrubbt, die Rückwand ersetzt und mir Plexiglas im Baumarkt zuschneiden lassen, da einige Scheiben fehlten oder kaputt waren. Von diesen Schritten habe ich leider keine Fotos. Aber generell gilt: Rückwände kannst du dir sehr günstig im Baumarkt zuschneiden lassen. Dann einfach festtackern oder mit Nägeln befestigen und fertig.
Danach sah er dann so aus:
So wie auf diesen Bildern stand er tatsächlich zwei Jahre bei mir im Bastelzimmer. Jetzt habe ich endlich einen Rappel bekommen und bin die Sache mal angegangen. Es war unfassbar viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt! Ich zeige dir Schritt für Schritt, wie ich vorgegangen bin und was du für die Aufarbeitung brauchst.
Du brauchst:*
- Holzpaste in der passenden Farbe
- Schleifmaschine oder Schleifblock
- Neue Rückwand
- Plexiglasscheiben
- Magnetverschluss
- Schraubenzieher
- Politur oder Lasur
- Schraubzwinge
Und so geht’s:
Schritt 1:
Da ich diesen Schritt schon vor zwei Jahren angegangen bin, habe ich davon leider keine Fotos. Zuerst habe ich die alte Rückwand entfernt – dazu braucht es etwas Gewalt und Hebelkraft. Ich habe alles ausgemessen und mit im Baumarkt eine neue Rückwand zuschneiden lassen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat die neue Rückwand inkl. Zuschnitt unter 10 € gekostet. Die Glasscheiben habe ich ebenfalls ausgemessen und im Baumarkt neue aus Plexiglas zuschneiden lassen. Ein richtiger Glaser hätte mein Budget überschritten, aber wenn du es richtig machen willst, kannst du das natürlich so tun! Alle Aufkleber entfernen und gründlich putzen war natürlich auch noch angesagt.
Schritt 2:
Ich hatte mehrere Bohrlöcher in dem Schrank. Keine Ahnung warum die da reingemacht wurden. Ich habe mir im Baumarkt passendes Holzkitt besorgt. Du kannst die unterschiedlichen Farben auch miteinander mischen, damit es am Ende perfekt zum Holz deines Schrankes passt. Ich habe die Paste dann einfach mit dem Finger ins Loch reingestrichen, aushärten lassen und dann plan geschliffen.
Schritt 3:
An manchen Stellen waren die Einzelteile nicht mehr richtig miteinander verbunden. Ich habe sie mit Holzleim wieder verklebt und mit einer Schraubzwinge zusammengehalten bis der Kleber ausgehärtet ist. Überschüssigen Leim immer sofort wegwischen!
Schritt 4:
Nun kommen erstmal alle Griffe ab. Zwei fehlten bei mir – die habe ich übergangsweise ersetzt. Ich hoffe irgendwann auf einem Flohmarkt die passenden zu finden, aber bis muss ich mit dem Provisorium leben. Ich habe den Schrank dann überall, wo es ging, abgeschliffen. Ich wollte die Schrift auf keinen Fall beschädigen, daher habe ich nur die Flächen ohne Schrift mit der Maschine abgeschliffen. Bei solchen Aktionen ist eine Schleifmaschine* wirklich eine riesige Erleichterung! Ich habe mir nur eine sehr günstige gekauft, die für meine Bedürfnisse aber vollkommen ausreicht. Den Farbklecksen an der Tür ging es somit an den Kragen. Für die Schubladen habe ich einen Schleifschwamm mit feiner Körnung verwendet. So ging dann auch der weiße Schleier ab.
Schritt 5:
Ich habe erst nur Politur verwendet und mit einem Lappen eingerieben. Im ersten Moment war das Ergebnis auch grandios! Als die Politur am nächsten Tag jedoch eingezogen war, war von der super Verwandlung nur noch wenig zu sehen. Auch eine zweite und dritte Behandlung damit hat nur wenig gebracht. Zum Auffrischen von Möbeln mit nur kleineren Kratzern ist die Politur super, aber bei meinem Sonderfall musste etwas anderes her: Lasur. Ich habe mir im Baumarkt eine Lasur gekauft, die ungefähr den korrekten Farbton hat und damit zweimal alles eingerieben. Ich habe das mit Handschuhen und Küchenpapier gemacht, da man Pinsel oder Lappen danach hätte wegschmeißen müssen. Wenn alles eingezogen und getrocknet ist, können auch die Griffe wieder angebracht werden.
Schritt 6:
Die Tür ging leider von Anfang an nicht richtig zu. Sie war immer ein kleines Stückchen offen. Das Problem war allerdings schnell gelöst. Ich habe einfach einen Magnetverschluss angeschraubt. An die Tür kommt der Magnet und in den Schrank das magnetische Metallplättchen. Super easy und effektiv.
Da steht er nun: Mein neuer alter Nähgarnschrank. Ich liebe ihn heiß und innig! Er ist immer noch weit davon entfernt wie neu auszusehen, aber macht doch schon deutlich mehr her als im Ursprungszustand. Und ich finde, dass man alten Dingen ihr Alter ruhig ansehen darf. 🙂
Auf Instagram habe ich den Prozess mitgefilmt und am Ende des Videos siehst du den Vorher-Nachher-Effekt im direkten Vergleich.
Bis zu einem gewissen Maß kann man also auch als Laie einen alten Schrank aufarbeiten. Bei antiken Stücken, die etwas mehr als nur neuen Glanz benötigen, solltest du dich jedoch an den Profi wenden.
Wenn du aus einem alten Möbelstück lieber etwas komplett anderes machen willst, dann schau dir doch gerne dieses Upcycling einer alten Kommode an.
Ich hoffe meine Erfahrung hilft dir bei deinem Projekt! 🙂
Deine
*Bei allen Links handelt es sich um Affiliate-Links.
Oh wie fein. Ich hatte auch das Glück vor einigen Monaten an ein solches Schmuckstück zu kommen. Jetzt möchte ich noch 3 Glasscheiben ersetzen und, da keine Schubladeneinteilungen mehr drin sind, möchte ich einige auch noch ersetzen. Und dann geht es ans Einräumen.
Lieben Gruß
Liebe Nicole,
das klingt super! Wie genau möchtest du die Einteilungen denn ersetzen? Bei mir fehlen sie hier und da leider auch.
Herzliche Grüße
Juli